Nachhaltiger Hochhausbau. Aspekte am Beispiel „Nion“.

Laut Bundesumweltamt verursacht das Bauwesen in Deutschland 54,7% des jährlichen Müllaufkommens, 209 Mio Tonnen. 10% der weltweiten CO2-Emissionen stammen aus Bautätigkeiten, der Gebäudebetrieb produziert 28% CO2-Emissionen dazu. Der UN-Global status report for buildings and construction macht daher deutlich: „To be on track to achieving a net-zero carbon building stock by 2050 (…) direct building CO2 emissions would need to decrease by 50% and indirect building sector emissions decline through a reduction of 60% in power generation emissions by 2030“.

Die Baubranche arbeitet intensiv daran CO2-neutraler zu werden. Es handelt sich dabei nicht um ein moralisches Umdenken, sondern um ein Gezwungenes, weil in Zeiten begrenzter Ressourcen, angeknackster Lieferketten und hoher Kosten nachhaltiges agieren ökonomischer geworden ist.


Der Rohbau ist am dreckigsten. Bei einem Hochhaus können ca. 70% der CO2-Emissionen allein aus dem Rohbau entstehen. Aber das muss nicht sein.

Das Hochhaus „Nion“, dass im Gallus an der Europaallee gebaut werden soll, wurde bewusst als „grün“ und nachhaltig ausgelobt. Mit cleveren Verbunddecken und Hohlraumböden werden ca. 35% des Betonanteils und 19% des Betonstahls eingespart. Um den Betrieb klimafreundlich zu gestalten, soll Geothermie aushelfen und integrierte PV-Anlagen, mit denen ca. 180.000 kWh/a erzeugt werden. Das Besondere an diesem Hochhaus ist das Begrünungskonzept. Ein Band an horizontaler und Vertikaler Begrünung zieht sich um das Hochhaus. Zusätzliche Terrassierungen im Hoch-und Sockelbereich, hin zum Park am Wasserturm, erden das Gebäude ab. Sie dienen als CO2-Filter, bieten Insekten ein zuhause und schaffen im Sockelbereich gutes Mikroklima. Teile der unteren Stockwerke werden öffentlich zugänglich sein. Hochhäuser sollten keine Bunker, sondern Raum für Nachbarschaft, Urbanität und Gemeinschaft sein.

In einem Pressestatement habe ich den grünen Aspekt des Hochhauses hervorgehoben aber auch betont, dass ich das Hochhaus und die Entwicklungen der Branche weiter beobachte. Denn wie bei den Finanzprodukten gilt auch im Städtebau: Wir brauchen kein Greenwashing. Es kommt darauf an nachhaltig CO2 einzusparen.