Zwischennutzungen spielen in Frankfurt eine wichtige Rolle, weil sie in untergenutzten Gebäuden Raum für Kreativität und Begegnung schaffen, bevor langfristige Bauprojekte realisiert werden. Besonders in einer Stadt mit hohen Mieten und begrenztem Raum ist das sinnvoll.
Die aktuelle Zwischennutzung im Bethmannhof öffnete nach langer Zeit die großen Tore des Gebäudes– für alle BürgerInnen der Stadt. Nicht nur wirkt das Gebäude für die aktuelle Nutzung geeignet, der Hof und das Erdgeschoss des Bethmannhofs wurden so belebt, dass es für viele zum Wohnzimmer der Stadt wurde.
Die Eigentümer wünschen sich, dass die namensgebende Bank dort wieder einzieht und das ist ihr gutes Recht. Dazu soll allerdings das aktuelle Gebäude abgerissen werden. Der Realisierungswettbewerb für den Neubau hat dabei keinen ersten Platz votiert- eine klare Botschaft. Die jüngst an die Öffentlichkeit gelangten Entwürfe spalten nun die Gemüter.
Beteiligung in Architektur- und Stadtplanung als Chance
Wenn ein Realisierungswettbewerb keinen ersten Platz findet und dann Entwürfe polarisieren, entspricht die Planung nicht allen Bedürfnissen. Das ist erstmal nichts Neues. Es stellt sich für mich u.A. die Frage, ob es sinnvoll ist, die Arbeit eines Preisgerichts und damit auch die Beteiligung ehrenamtlicher StadtvertreterInnen bei einem solch offenen Ergebnis regulär zu beenden. Eine Einholung von Rückmeldungen, auch in der Überarbeitungsphase, könnte zukünftig zu Entpolarisierung und Akzeptanz beitragen.
Die Geschichte und Identität eines Ortes beeinflussen seine Zukunft
Orte, die eine Bedeutung für Menschen gewinnen, lassen sich nicht einfach ersetzen. Das gilt für die Perspektive der Bethmann Bank, sowie für die Menschen, die den Bethmannhof oder die Bethmannstraße zu schätzen gelernt haben. Wie lassen sich gewachsene Identitäten besser in Planungen integrieren?
Zwischennutzungen denken urbane Räume neu
Temporäre Nutzungen schaffen Begegnungsorte und zeigen ungenutztes Potenzial von bestehenden Gebäuden auf. Eine Zwischennutzungskultur muss in Frankfurt stärker gelebt werden. Wir müssen uns zudem fragen, was für Anreize es braucht, um bestehende bauliche Qualitäten weiterzuentwickeln.